Emotionaler Umgang mit Kindern

Im Schnitt sehen wir Erwachsene 62,7% der Emotionen unseres Gegenübers. Dies bedeutet fast jeder zweite Gesichtsausdruck sehen wir nicht oder deuten Ihn falsch. Dies hat für mich in Sachen Erziehung zwei Schattenseiten. 

  1. Wir als Eltern können nicht immer unterstützend auf die Emotionen unserer Kinder eingehen. Dieses Thema ist mir besonders wichtig. Wie oft kommt es vor, dass unsere Kinder verärgert werden und wütend rumstolzieren? Meist ist genau dieser Ärger eine Coping Strategie, also eine Art Bewältigungsstrategie. Kinder wissen nicht wie z.B. Sie mit der Trauer umgehen sollen und reagieren mit Ärger. Dabei ist eine der psychologischen Funktionen von Trauer, die Hilfesuche. Nun fragen Sie sich mal, wie reagieren Sie in dieser Situation? Sind Sie immer in der Ruhe? Können Sie immer sachlich und neutral reagieren? Oder gilt das «übergeordnete Gesetz» Druck erzeugt Gegendruck und Sie reagieren auch verärgert? Die zugrundeliegende Emotion zu erkennen und mit ihr in Resonanz zu gehen hilft Ihren Kindern emotionale Luft zum Atmen zu kriegen. Ein wertschätzender Umgang mit den Emotionen unserer Kinder habe sie verdient.
  2. Durch die Digitalisierung nimmt unsere Emotionserkennung jedes Jahr ein wenig mehr ab. Die Emotionserkennung hängt aber direkt mit unserer Empathie zusammen. Wir werden also jedes Jahr ein wenig unemphatischer. Aus diesem Grund haben einige Länder wie Schweden in den Grundschulen das Fach Emotionale Intelligenz eingeführt. Auch Dänemark hat seit 1993 ein Schulfach welches Empathie heisst. Eine Stunde in der Woche lernen die Kinder was Emotionen sind, warum wir Sie haben und wie Sie gegenseitig wertschätzend damit umgehen können. Dies hat sogar einen direkten Einfluss auf Mobbing in der Schule, welches in Dänemark mittlerweile massiv abgenommen hat. Ich trainiere mit meinen Kindern regelmässig Gesichtsausdrücke zu erkennen. Mit und ohne Maske, denn dies ist in der heutigen Zeit sehr relevant geworden. Übrigens: Eine erhöhte Emotionale Intelligenz verbessert die Erfolgschancen unserer Kinder nachhaltig.

Ein Beispiel aus dem Alltag. Meine 5-jährige Tochter kommt nach Hause. Ich frage Sie: «wie war es im Kindergarten» Die Augenbrauen Innenseite wird schräg nach oben gezogen (zuverlässiges Zeichen für Trauer) und sofort reagiert Sie mit viel Ärger. Eine typische coping Strategie. Normalerweise würde ich auch auf den Ärger reagieren und etwas sagen wie «du kannst ganz normal mit mir sprechen» oder «he, das war nur eine Frage. Musst nicht gleich ausflippen!» Da ich die Signale jedoch sehe und weiss, was Sie bedeuten, kann ich auf den Ursprung zurückgreifen und mit eine Resonanzaussage Ihrem Hirn die emotionale Luft zum Atmen geben. Ich warte also kurz ab und sage etwas wie: «Schatz, wenn ich es richtig sehe macht Dich irgendetwas sehr traurig. Ist heute im Kindergarten etwas geschehen?» Sie bricht in Tränen aus und erzählt mir, dass Ihre beste Freundin heute nicht mit Ihr spielen wollte, wenn Sie (die Freundin) nicht befehlen darf was Sie spielen. So hat sich meine Tochter entschieden alleine zu spielen. Wir haben dann darüber gesprochen und durch eine emotionsdynamische Resonanz konnte ich Ihr helfen mit der Situation umzugehen.

 

 

Ein anderes Beispiel geschieht sehr oft, einfach jeweils in anderer Form. Meine Kinder sind mit mir auf dem Spielplatz. Oft sind Eltern ja mehr damit beschäftigt in Ihr Smartphone zu schauen, als den Kindern beim Spielen zuzusehen. Ein ca. 4 jähriges Mädchen möchte über eine Hängebrücke gehen, traut sich aber nicht alleine. Sie ruft nach der Mutter die etwas sagt wie: «Mach doch einfach, ich kann gerade nicht helfen». Im Gesicht des Mädchens werden zuerst die Augenbraueninnenseiten schräg hochgezogen (zuverlässig für Trauer) und kurz danach gehen die Augenbrauen hoch und zusammen (zuverlässig für Angst). Meine Grosse sieht das, zieht mir am Ärmel und fragt: «Papa, das Mädchen hat gerade Trauer und Angst gezeigt. Darf ich Ihr helfen?» Was natürlich bejaht wurde und Sie dem Mädchen sofort zur Hilfe geeilt ist.

Kinder lernen sehr schnell und es ist wichtig, dass Sie verstehen das auch Angst und Trauer nichts Schlechtes ist. Im Gegenteil. Jede Emotion besteht aus einem Auslöser (Trigger), der Emotion selbst, einer Funktion (der «Grund») und einem Bedürfnis, dass erfüllt werden soll. Wenn Kinder verstehen das z.B. Trauer die Suche nach Hilfe beinhaltet, können Sie ganz anders damit umgehen.

 

Extra für Kinder habe ich ein Büchlein entwickelt, welches auf einfache und anschauliche Weise aufzeigt, warum wir welche Emotion haben, was Sie bedeutet und wie wir damit umgehen können. Illustriert mit Tieren für das einfachere Verständnis. Für die heutige Zeit, in der wir viel mit Masken rumlaufen, habe ich einen Bastelbogen mit Maske aufgebaut, mit dem die Kinder Basteln und Emotionserkennung kombinieren können. Das Büchlein ist so aufgebaut, dass auch die Eltern etwas davon haben.

Ich sehe es auch als wichtig an, dass in den Schulen mehr über das Thema der Emotionen gesprochen wird und ein übergeordnetes Verständnis dazu vorhanden ist. Aus diesem Grund reserviere ich jede Woche einen halben Tag, an dem ich kostenfrei in eine Schule gehe. Sind Sie Lehrer/in und möchten selber Ihr Wissen rund um Emotionen, erkennen und Resonanz vertiefen? In jeder Ausbildung reserviere ich 2 kostenlose Plätze für Lehrer/innen. Melden Sie sich einfach bei mir.

 

Ankündigung: Genau davon soll mein nächstes Buch handeln, welches voraussichtlich im Herbst 2021 erscheinen wird.


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