Im Schnitt sehen wir Erwachsene 62,7% der Emotionen unseres Gegenübers. Dies bedeutet fast jeder zweite Gesichtsausdruck sehen wir nicht oder deuten Ihn falsch. Dies hat für mich in Sachen Erziehung zwei Schattenseiten.
Ein Beispiel aus dem Alltag. Meine 5-jährige Tochter kommt nach Hause. Ich frage Sie: «wie war es im Kindergarten» Die Augenbrauen Innenseite wird schräg nach oben gezogen (zuverlässiges Zeichen für Trauer) und sofort reagiert Sie mit viel Ärger. Eine typische coping Strategie. Normalerweise würde ich auch auf den Ärger reagieren und etwas sagen wie «du kannst ganz normal mit mir sprechen» oder «he, das war nur eine Frage. Musst nicht gleich ausflippen!» Da ich die Signale jedoch sehe und weiss, was Sie bedeuten, kann ich auf den Ursprung zurückgreifen und mit eine Resonanzaussage Ihrem Hirn die emotionale Luft zum Atmen geben. Ich warte also kurz ab und sage etwas wie: «Schatz, wenn ich es richtig sehe macht Dich irgendetwas sehr traurig. Ist heute im Kindergarten etwas geschehen?» Sie bricht in Tränen aus und erzählt mir, dass Ihre beste Freundin heute nicht mit Ihr spielen wollte, wenn Sie (die Freundin) nicht befehlen darf was Sie spielen. So hat sich meine Tochter entschieden alleine zu spielen. Wir haben dann darüber gesprochen und durch eine emotionsdynamische Resonanz konnte ich Ihr helfen mit der Situation umzugehen.
Ein anderes Beispiel geschieht sehr oft, einfach jeweils in anderer Form. Meine Kinder sind mit mir auf dem Spielplatz. Oft sind Eltern ja mehr damit beschäftigt in Ihr Smartphone zu schauen, als den Kindern beim Spielen zuzusehen. Ein ca. 4 jähriges Mädchen möchte über eine Hängebrücke gehen, traut sich aber nicht alleine. Sie ruft nach der Mutter die etwas sagt wie: «Mach doch einfach, ich kann gerade nicht helfen». Im Gesicht des Mädchens werden zuerst die Augenbraueninnenseiten schräg hochgezogen (zuverlässig für Trauer) und kurz danach gehen die Augenbrauen hoch und zusammen (zuverlässig für Angst). Meine Grosse sieht das, zieht mir am Ärmel und fragt: «Papa, das Mädchen hat gerade Trauer und Angst gezeigt. Darf ich Ihr helfen?» Was natürlich bejaht wurde und Sie dem Mädchen sofort zur Hilfe geeilt ist.
Kinder lernen sehr schnell und es ist wichtig, dass Sie verstehen das auch Angst und Trauer nichts Schlechtes ist. Im Gegenteil. Jede Emotion besteht aus einem Auslöser (Trigger), der Emotion selbst, einer Funktion (der «Grund») und einem Bedürfnis, dass erfüllt werden soll. Wenn Kinder verstehen das z.B. Trauer die Suche nach Hilfe beinhaltet, können Sie ganz anders damit umgehen.
Extra für Kinder habe ich ein Büchlein entwickelt, welches auf einfache und anschauliche Weise aufzeigt, warum wir welche Emotion haben, was Sie bedeutet und wie wir damit umgehen können. Illustriert mit Tieren für das einfachere Verständnis. Für die heutige Zeit, in der wir viel mit Masken rumlaufen, habe ich einen Bastelbogen mit Maske aufgebaut, mit dem die Kinder Basteln und Emotionserkennung kombinieren können. Das Büchlein ist so aufgebaut, dass auch die Eltern etwas davon haben.
Ich sehe es auch als wichtig an, dass in den Schulen mehr über das Thema der Emotionen gesprochen wird und ein übergeordnetes Verständnis dazu vorhanden ist. Aus diesem Grund reserviere ich jede Woche einen halben Tag, an dem ich kostenfrei in eine Schule gehe. Sind Sie Lehrer/in und möchten selber Ihr Wissen rund um Emotionen, erkennen und Resonanz vertiefen? In jeder Ausbildung reserviere ich 2 kostenlose Plätze für Lehrer/innen. Melden Sie sich einfach bei mir.
Ankündigung: Genau davon soll mein nächstes Buch handeln, welches voraussichtlich im Herbst 2021 erscheinen wird.