Profiling– was die Mimik über die Persönlichkeit verrät

In TV Serien wie z.B. Criminal Minds werden Profiler als geniale Verbrecherjäger dargestellt. Das mag zwar im Grundsatz richtig sein, jedoch ist für mich Profiling viel mehr als «nur» Verbrechensbekämpfung. Vielleicht kennen Sie den Satz: «Behandle andere so, wie du selber behandelt werden möchtest!» Diesen Satz habe ich schon so oft gehört und konnte nie etwas damit anfangen. Wie arrogant von mir zu denken, dass die anderen genauso sind wie ich. Das vorauszusetzen stimmte so nie für mich.

Für mich muss der Satz lauten: «Behandle andere so, wie sie behandelt werden möchten!» Es geht doch vielmehr um einen wertschätzenden und empathischen Umgang miteinander. 

Genau deswegen ist Profiling so wichtig. Innerhalb von 3 Minuten Gespräch erstelle ich ein Profil von jedem, welches auf wissenschaftlichen Fakten beruht. ABER dieses Profil ist keine Typologie, sondern ein auf die Situation/Thema bezogenes Persönlichkeitsprofil. Das ist ganz wichtig. Wir sind nicht einfach rot, grün, gelb oder blau. Wir sind im Job ganz anders als beim Sport oder in der Familie. Die meisten von uns jedenfalls. 

Das Mimikresonanz-Kongruenzfaktoren-Modell dient mir als Schlüssel respektive Navigationswerkzeug dazu. Abhängig davon, mit welchen Faktoren (Baseline, Erzählstrang oder Situationsfaktoren) körpersprachliche Zeichen kongruent bzw. inkongruent sind, sind Schlussfolgerungen über unterschiedliche Aspekte möglich. Persönlichkeit (MAPs); Emotionen, Denkprozesse oder Interaktionsqualität (CUEs); Wahrheit oder Lüge (SPOTs). 

 

Nonverbale Signale können uns aufschlussreiche Hinweise geben über ..

  1. Die Persönlichkeit, die einen Menschen ausmacht: z.B. welche Motive ihn grundlegend antreibt oder welche Eigenschaften vorherrschen, etwa Extraversion oder Gewissenhaftigkeit.
  2. Die Emotionen, die eine Person bewegen: ob jemand traurig, ärgerlich, erfreut, ängstlich ist.
  3. Die Denkprozesse, wie hoch z.B. die kognitive Anstrengung (Konzentrationsleistung) im Moment ist, wie ein Mensch innerlich Zeit repräsentiert oder ob es innere Einwände gibt.
  4. Die Qualität der Interaktion (wenn sich zwei oder mehr Menschen begegnen): Mögen Sie sich? Wer hat die Hosen an? Gibt es eine sexuelle Anziehung? Wie stabil und zufrieden ist eine Beziehung oder Ehe? Etc.
  5. Den Wahrheitsgehalt einer Aussage oder darüber, ob eine Person etwas verschweigt.

 

Zugegeben, hier bewege ich mich schon wieder etwas ausserhalb des klassischen Profilings. Die Körpersprache bietet uns einfach unglaublich viele Möglichkeiten, Signale zu sehen, um Menschen zu verstehen. Verstehen wir unser Gegenüber besser, können wir auch besser auf Ihn/Sie eingehen. Dabei gilt der Grundsatz: «Verstehen kommt vor verstanden werden!» 

Warum Profiling für Sie wichtig sein sollte

Jeder hat wahrscheinlich schon mal die Erfahrung gemacht, dass er z.B. einen Kunden in einem Gespräch leicht erreicht und bei einem anderen will es einfach nicht gelingen. Die goldene Regel „Behandle andere so, wie du gerne behandelt werden möchtest“ könnte nicht falscher sein. Aber genau dazu tendieren wir unbewusst. Doch Menschen sind unterschiedlich. Jeder hat eine eigene Persönlichkeits- und auch Motivstruktur. Wenn wir dies berücksichtigen, fällt es uns viel leichter, andere Menschen zu erreichen.

  • Für Recruiter bedeutet das einen schneller und genaueren Eindruck des Kandidaten zu bekommen und besser einzuschätzen ob er mit der Stelle "matched".
  • Der Vertriebsmitarbeiter erkennt im Kundengespräch Wünsche und Motive seines Gegenübers und kann das Produkt dementsprechend präsen­tieren.
  • Die Führungskraft unterstützt es dabei, typgerecht, also der Persönlichkeit entsprechend, zu führen und so das Potential der Mitarbeiter optimal zu fördern.
  • Dem Coach/Therapeuten erleichtert es zum Beispiel, den Blick für blinde Flecken und mögliche Themen des Klienten.
  • Den Strafverfolgungsorganen hilft es, die Persönlichkeit schneller einzuschätzen und daraus Rückschlüsse über die Täterschaft zu ziehen.
  • In einer Verhandlung erkenne Sie wo die Einwände sind, welche Schmerzgrenze da ist und wie Sie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
  • und viele mehr ....

Praxisbeispiel